SchuleDie Erdbacher Schule hat ihren Anfang in einem Erbvertrag, den ein Junggeselle wenige Stunden vor seinem plötzlichen Tode zugunsten der Schönbacher Kirche machte.

 

Darüber berichtet die Schönbacher Schulchronik (Heimatblätter Nr. 4, 1951, Seite 13 + 14, W. Braband): Im Ablauf des 15. Jahrhunderts ver­machte eine unverheiratete Mannsperson in Erdbach mit Namen Arnold ihr sämtliches in Grundstücken bestehendes und in der Gemarkung Erd­bach gelegenes Vermögen an die Pfarrei Schönbach, … Wenngleich der Stifter, wie die Pfarrakten sagen, von seinem Bruder auf dem Heimweg von Herborn, als er daselbst vor Gericht das Schenkungsinstrument (Erb­vertrag) hatte fertigen lassen, mit einem Handbeil ermordet wurde, so änderte das an der Sache nichts…

(Nach der Reformation im Jahre 1588.) Nach vielfachem dringenden bitten brachte es endlich die Gemeinde Schönbach, welche damals noch allein das Kirchspiel bildete, dahin, dass jene Güter zurückerstattet, aber zur Errichtung einer Schule verwendet werden sollten. Dies geschah im Jahre 1588, und der alte Pfarrer Zythopäus in Schönbach willigte gern darin, dass die Schule mit einem Theologen besetzt wurde, der zu­gleich als Diaconus (angehender Pfarrer) ihm die sehr gewünschte Er­leichterung im Amt gewährte. Die gestifteten Güter wurden nun zum Teil (von Erdbach) in die Gemarkung Schönbach vertauscht und dem Schul­lehrer zur Benutzung übergeben, die anderen aber in Erdbach 1589 auf gräflichen Befehl für 1328 Gulden verkauft und ebenfalls zur Besoldung des Schullehrers angewandt… (weiter in „Kirchengeschichte“).

 

Etwas später wurden auch in den anderen Kirchspielorten unseres Bezir­kes (von 1588-1594) Schulen gegründet. Angeregt waren diese schon 1520 von Luther und jetzt von den Landgrafen angeordnet worden. Sie wurden zuerst vom Pfarrer oder seinem Gehilfen gehalten, später vom „Ludimagister“ = Schulmeister oder -lehrer.

 

Diese Schulen waren zuerst im Kirchdorf, also hier in Schönbach. Schon 1604 wurde dort das erste Schulhaus gebaut.

 

Aber allgemein sah man die Teilnahme der Kinder am Schulbesuch nicht als dringend an. Wahrscheinlich war den Bauern diese Zeit zu schade, dann konnten die Kinder daheim nicht helfen.

 

Zu diesem Problem liegt in Wiesbaden folgende Urkunde (HStAW 171 R 1046, Rügen 1621): „Der Schulmeister rüget etliche von Erdbach, wie in seiner supplication (dringender Bittschrift) hier beiliegend zu ersehen, dass sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Ist ihnen ernstlich befohlen, die Kinder zu schicken – (Als Strafe droht): Jedem ein halber Gulden.“

 

In den Schönbacher Kirchenbüchern sind aus folgenden Jahren Schul­meister aus Schönbach namentlich genannt: 1614, 1620, 1628, 1650, 1657, 1658, 1663, 1668, 1671, 1677,1686-1696. Wie daraus zu ersehen ist, haben die Lehrer doch ziemlich oft gewechselt. Sie waren ja nur vom Pfarrer nebenbei etwas angelernt worden und ihre Vergütung war sehr dürftig.

 

Kurz vor 1700 ist dann die erste Schule in Erdbach eingerichtet worden.

 

Denn im Schönbacher Kirchenbuch ist 1696 erstmals ein Schullehrer in Erdbach angegeben. „Joh. Heinrich Kegel, Theiß Kegels ehelicher Sohn aus Dillenburg, jetzt Schulmeister im Dorf Erdbach.“ 1698 ist vermerkt: „Joh. Heinrich Kegel aus Donsbach und gerade (jetzt) Schulmeister, zurzeit in Erdbach. (Er ist demnach doch aus Donsbach.) Schon 1700 hei­ratete Kegel die Witwe (Adelgunda) des Joh. Jost Müller aus Erdbach. Er scheint den Schulmeisterberuf dann bald aufgegeben zu haben, denn 1701 ist angegeben: „Joh. Jost Pauli, Johann Paulis hinterlassener legi­timer Sohn aus Hörbach, jetzt Schulmeister in Erdbach.“

 

Wie lange Pauli seinen Dienst versah, ist nicht mehr festzustellen. Der nächste ist nach der Erdbacher Schulchronik bis 1747 Friedrich Herr aus Medenbach. Danach ist Johannes Donsbach aus Medenbach bis 1807 angegeben. Also volle 60 Jahre!

 

Darüber schreibt E. Henn in „Heimatblätter“ Nr. 12, Dezember 1967: Ein seltenes Jubiläum in Erdbach, 60 Jahre Schuldienst… In früheren Jah­ren gab es die allgemeine Altersgrenze (65 Jahre) nicht. Dies zeigt ein… Eintrag im Sterberegister der Pfarrei Breitscheid, in dem es heißt:

 

„1817, Sept. 10., starb Johannes Donsbach, ehemaliger Schullehrer zu Erdbach, ein Witwer. War 63 Jahre Schullehrer und davon 60 fahre in Erdbach. Alt 91 Jahre 8 Monate. (Starb an) Altersschwäche ohne Arzt.“

 

Johannes Donsbach war demnach Anfang 1726 geboren – wahrschein­lich in Medenbach, wo er starb. Wenn er (wie damals üblich) mit 16 oder 17 Jahre Schulmeister geworden ist und die ersten drei Dienstjahre an einem anderen Ort verbracht hat, wie nach dem Sterbeeintrag angenom­men werden kann, dann lag die Erdbacher Amtszeit zwischen seinem 20. und 80. Lebensjahr. So haben wohl in manchen Familien nacheinander Großeltern, Eltern und Kinder bei ihm schulische Ausbildung und Erzie­hung erhalten, was heute nicht mehr denkbar ist.

 

Ob die Erdbacher für ihren alten Schullehrer eine würdige Jubiläums ­und Abgangsfeier veranstaltet haben, wissen wir nicht. Verdient hätte er sie sicher gehabt!

 

Als Nachfolger ist dann der erste aus Erdbach gebürtige Lehrer ange­geben: Johann Jost Wissenbach. Er war von 1798 Gehilfe von Johannes Donsbach und nach dessen Ausscheiden in 1807 Schulmeister hier bis 1838. Insgesamt waren es also auch 40 volle Jahre.

 

Er war noch vom Pfarrer Roth in Schönbach für seinen Beruf ausgebil­det worden. Nach ihm mussten die angehenden Lehrer einen dreijährigen Lehrkurs am Schullehrer-Seminar in Idstein/Taunus mit Abschlussprüfung machen.

 

Während der Amtszeit von Wissenbach wurde im Jahre 1817 das nassausche Schuledikt erlassen, durch das die Schule aus der kirchlichen und kommunalen Zuständigkeit in die des Staates überging. Ebenso wurde die Führung einer Schulchronik angeordnet. Diese beginnt in Erdbach mit dem Jahre 1820 und ist noch vorhanden.

 

Sie ist mit einem Lederrücken versehen und hat die Eintragungen der Lehrer bis 1930. Das zweite Buch wurde nicht voll, die Schüler müssen jetzt nach Burg zur Schule. Der letzte Eintrag vom August 1969: Ende der Schulchronik von Erdbach. H. Wiedenbeck.

 

Auszug aus der Erdbacher Schulchronik, Seite 2 und 3:

 

Die Tradition nennt nach den Schönbacher Pfarrnachrichten einen Jung­gesellen namens „Johann Arnold aus Erdbach“ als Stifter dieses Ver­mächtnisses.

 

In späteren Zeiten, und schon wenigstens seit mehr als einem Jahrhundert; hat nun in Erdbach eine eigene Schule existiert. Die Zeit ihrer Stiftung ist unbekannt. Jedoch mag der Grund in der Vergrößerung der Gemeinde (1804 sind es 171, 1825 schon 193 Einwohner), wie an vielen Orten, zu sehen sein, wodurch es den Einwohnern leichter wurde, einen eigenen Lehrer zu unterhalten. Die Gemeinde hat jedoch mit dem Recht auf Teil­nahme an dem Schulunterricht in Schönbach, auf ihre Stiftung zum Besten derselben Verzicht geleistet, indem die Besoldung der früheren und eigenen Schullehrer von den Gemeindegliedern ohne öffentliche Zu­schüsse freiwillig zusammengelegt wurde.

 

Die früheste Besoldung, nach mündlichen Erzählungen, bestand zurzeit, wo die Gemeinde nur etwa 12-15 Einwohner (muss wohl Haushalte oder Häuser lauten), aus dem Kost-Umgang der Lehrer, gleich wie sonst an allen Ortschaften, und einer Geldbesoldung von 15 Kreuzer von jedem Einwohner. Vielleicht erhielten auch schon die ersteren, vielleicht auch die späteren Lehrer noch von jedem Einwohner eine halbe Meste Korn.

 

Wohlfeile Zeit, und dass der Schullehrer zu jenen Zeiten auch Bauer, und wer weiß was, sein konnte und durfte, mag erklären, wie es möglich war, daß sich irgend ein Mensch zu diesem Amte finden konnte…

 

…Stiftung der Sterbefalls-Gelder von Fürst Johann… Er verordnete, dass alle Eheleute, welche in ihrer Ehe keine Kinder zeugten, jede Person nach ihrem Tode, von ihrer Nachlassenschaft 8 fl. (Florentiner Gulden oder Floren, 1 Gulden = 60 Kreuzer) Capital; desgleichen auch von allen ererbten Personen ledigen Standes von 15 Jahren an gerechnet, an die Schule entrichten mussten. Diese Capitalien wurden Schulcapita­lien genannt, und davon erhielten die Schullehrer 5 Prozent Zinsen.

 

Schulchronik, Seite 6: In diesem Jahr (1817) gingen 40 Kinder in die Schule, evangelischer Konfession, in 4 Klassen eingeteilt, wovon 9 durch die Konfirmation abgingen, ohne dass die Schule Zuwachs erhielt (1826 waren es nur 30 Schüler).

 

Im Sommer wie im Winter sind sechs Stunden dem Unterricht gewidmet, und zwar auf folgende Art: Im Winter des Vormittags 4 und des Nach­mittags 2 Stunden; im Sommer habe ich die sechs Stünden vom Morgen 6 Uhr bis 12 Uhr Mittags an der Reihe gehalten.

 

Die eingeführten Lehrbücher sind: Seilers Erbauungsbuch, Mühlheimer Lesebuch von Rochony, Das Leben Jesu von Feddersen, Snells Cate­chismus, Raffs Naturgeschichte, Rechenbuch von Stunz. – Die Schul­prüfungen wurden gehalten im Frühjahr im Monat Mai, und im Herbst im Monat Oktober. Beide Prüfungen wurden von Herrn Pfarrer Göbell (Schönbach) gehalten. Zu Schulvorstehern wurden gewählt: Johann Jost Werner und Johann Jost Geil.

 

1819: Die Industrieschule (Strickschule) hatte im letzten Jahr… ihren Anfang. Als Industrielehrerin wurde vom gesamten Schulvorstand die Marie Christine Müller, Tochter des Philipp Heinrich Müller daher erwählt. Als Besoldung wurde derselben vom Schulvorstand 12 fl. (Florentiner Gulden) des Jahres versprochen, welche aus der Gemeindekasse bezahlt werden. (1838 waren es nur noch 8 fl., sie war 19 Jahre bis zu ihrem Tode als Lehrerin tätig.)

 

1839: Einführung der Abend- und Sonntagsschulen. Zur Festigung und Erweiterung des in der Volksschule erlernten Lehrstoffes wurde nach einer Anordnung der Herzoglichen Landesregierung vom 17. Juli 1839 die Sonntags- und Abendschulen eingeführt. Von der Schulentlassung bis zum 18. Lebensjahr war für die männliche Jugend der Besuch Pflicht, bis zum 22. Lebensjahr freiwillig, die Mädchen sollten nur zu dem Sonntags­unterricht nach dem Gottesdienst kommen. –

 

Der Unterricht wird im Sommer nur an Sonntagen nach dem Gottes­dienst, im Winter auch an einem oder zwei Wochentagen des Abends erteilt, und dauert jedes Mal zwei Stunden.

 

Die Bedürfnisse dieser Anstalten, als: Licht, Tinte, Bücher usw. sind von den betreffenden Gemeinden zu bestreiten. Den Unterricht selbst besor­gen die Elementarlehrer. In den wichtigsten Elementar-Lehrgegenständen wird unterrichtet, als: Gesang, Sprachlehre, insbesondere Geschäftsauf­sätze, Rechnen und Schreiben. Der Unterricht ist für den Schüler ganz frei! Am 15. November 1839 begann der Unterricht in Erdbach mit 8 Pflichtschülern und 5 Mädchen, dazu kamen noch 3 Jungen und 6 Mädchen freiwillig.

 

(Wie lange diese Extraschulen bestanden haben, ist nicht angegeben. Sie wurden von 1909-1914, dann im November 1920 nochmals ange­fangen.)

 

Wenn auch schon kurz vor 1700 die Schule in Erdbach begann, so brauchte man dazu noch kein Schulgebäude. Die geringe Schülerzahl konnte auch in großen Stuben der Bauernhäuser untergebracht werden. Der Überlieferung nach war dies lange in „Wissenbachshaus“, jetzt Erich Moos, Breitscheider Str. 16. Später wurden diese Stuben doch zu klein, und man richtete auf dem Backhaus durch An- und Aufbau einen Schul­raum ein, der wohl auch als Gemeindesaal diente. In der schon erwähn­ten Urkunde von 1812 ist angegeben: „Noch sind auf der Schule befind­lich: 2 Tische und 5, Bänke.“

1825 + 1826 Bau der ersten Schule

Schule+ersteDiese wurde neben dem Back- und Gemeindehaus, schräg gegenüber der alten Dorflinde, gebaut und am 26. Juni 1826 feierlich eingeweiht.

Vorher stand hier die alte Gemeindeschmiede. Diese hatte man abgebrochen und an der „Hintergasse“ (Breitscheider Straße, im Gegensatz zur „Vordergasse“ = Denkmalstraße, der Schnittpunkt hieß die „Kreuzgasse“) wieder aufgebaut.

In diesem ersten Schulgebäude wurden die Kinder bis 1911 von jeweils einem Lehrer unterrichtet. Für ihn und seine Familie war nun auch eine Wohnung vorhanden. Später wurden die Räume als Wohnungen vermie­tet und das Gebäude im August 1974 abgebrochen.

Am Anfang der Schulgeschichte ist ja schon die geringe Besoldung der Lehrer angegeben. Dass sie dabei noch das Schulgut bearbeiten mussten, war ganz selbstverständlich. Ohne Landwirtschaft konnten sie überhaupt nicht leben. Da war es zuerst ein großer Nachteil, dass zu der Schule keine Scheune gehörte. Diese konnte erst 1879 von Friedrich Jung zum stattlichen Preis von 1095 Mark gekauft werden. Ein Garten hinter der Schule kam schon 1869 hinzu. Diese Schulscheune am Anfang der Denkmalstraße wird seit 1962 als Feuerwehrgerätehaus genommen.

Neben den allgemeinen Lehrfächern in den Volksschulen wurde die Land­jugend von ihrem Lehrer auch in der Obstbaumzucht unterwiesen. Schon 1825 kam dafür ein Lehrbuch heraus. Besonders sollten die Schüler das Veredeln der Obstbaumwildlinge lernen. In der Schulchronik ist 1829 ver­merkt: Im Monat Mai wurde eine Baumschule angelegt. Es wurden für 20 fl. (Florentiner Gulden) junge unveredelte Bäumchen von einem Mann aus Leonberg, ungefähr 600 Stück, gekauft und diese hineingesetzt. – 1885 kam eine Verfügung heraus, dass der Erlös aus den Baumschulen dem Lehrer zukommen sollte. In diesem Jahr waren es 19 Mark.

Wo sich die Baumschulen in Erdbach befanden, ist ziemlich unbekannt. Bis etwa 1925 hatte die Schule ihre Obstbäumchen am Hang oberhalb Ernst Winkel (Herborner Str. 5). Der Eigentümer war Adolf Stahl, Untere Bergstraße 7 (Leng). Nach einem Grundstückstausch Stahl-Winkel kam die Baumschule unterhalb des Friedhofs auf der Au. Lehrer Meckel rodete dort und pflanzte die ersten Wildlinge. Unter dem Schullehrer Link lern­ten die größeren Jungen dort noch das Veredeln der jungen Obstbäume. Nach dessen Versetzung in 1937 wurde noch der Rest der Bäume ver­kauft, das war das Ende der Baumschule. Das Grundstück der Schule kam dann ab 1962 zu dem neuen Friedhof, die Gräberreihe direkt unter der Halle liegt auf diesem Platz.

1910 + 1911 Bau der zweiten Schule

Schule+EBWeil die Schülerzahl immer größer wurde, 1911 waren es 81, musste man an den Bau einer neuen, zweitklassigen Schule denken. Endlich fand sich ein Bauplatz in der Rodewies an dem vor 10 Jahren wegen dem Bahnbau verlegten Bach. Im Jahr 1910 wurde der Rohbau, meist aus Erdbacher Kalksteinen, fertig gestellt. 1911 gingen die Innenarbeiten wei­ter und am 26. Oktober war dann die Einweihungsfeier.

In dieser neuen Schule waren nun zwei große Schulräume und auch die Wohnräume für zwei Lehrerfamilien. Aber die zweite Lehrerstelle wurde durch allerlei Umstände erst 1924 mit dem jungen Lehrer August Straub besetzt (lebt heute noch in Harleshausen bei Kassel, 80 Jahre alt). Insgesamt hatte die neue Schule 56.000 Mark gekostet, das war viel Geld in der Kaiserzeit.

Eine Erweiterung des Schulunterrichtes gab es ab 1928 bis 1937 durch den Lehrer Erich Link. Er war technisch sehr begabt und führte den Werkunterricht für die größeren Jungen ein. Dieser war wöchentlich an einem Nachmittag mit 2 Stunden. In der Schulklasse standen vor den Bän­ken eine Drehbank und eine Hobelbank mit den nötigen Werkzeugkä­sten. Unter seiner Leitung entstanden allerlei Bastel- und Laubsägear­beiten. Die wertvollsten Stücke waren maßstabgetreue Landschaftsmo­delle, die durch Vergrößerungen vom Messtischblatt (Landkarte mit Höhen­linien) entstanden. Diese Höhenschichten wurden von den Schülern mit der Laubsäge aus Sperrholz gesägt und treppenförmig aufgebaut und ausgespachtelt. Ein Modell davon steht heute noch in der Ausstellung im DGH. – Das größte Übersichtsrelief (1,7 m X 1,7 m) vom nördlichen Dillkreis wurde in Erdbach gebaut und ist am 23. März 1945 mit dem „Eschenburgturm“ auf dem Heunstein bei Dillenburg durch Jagdbomber­beschuß verbrannt.

Schule1911Durch das Kriegsende im Jahre 1945 (am 27. März kamen die ameri­kanischen Soldaten, am 8. Mai war die deutsche Kapitulation) war kein Schulunterricht möglich. Dieser begann erst am 24. September wieder mit 61 Schülern. Eine Neuaufnahme fand in diesem Jahr nicht statt.

Auf Anordnung der Besatzungsmächte wurden mit dem Schulbeginn neue Schulbücher herausgegeben, dabei war der Geschichtsunterricht vorerst ausgelassen worden. Handarbeitsstunden gab es für die Mädchen vom 3. Schuljahr ab.

Am 1. April 1946 wurden zum ersten Mal nach Kriegsende neue Schüler aufgenommen (8 Jungen und 8 Mädchen), bei Beginn des neuen Schul­jahres am 17. Oktober 1946 sind es nochmals 11 Jungen und 10 Mäd­chen. Ab April 1946 wurde das 9. Schuljahr eingeführt (aber in diesem Jahr noch beurlaubt. – Ab 1965 geht das 9. Schuljahr nach Schönbach).

Schüler- und Einwohnerverhältnis in Erdbach (Herbst 1946)

99 Schüler, davon evangelisch 80, katholisch 19. Evakuierte (durch Flie­gerangriffe umgesiedelte) Schüler 3, vaterlose durch den Krieg 6, sonstige vaterlose 5, mutterlose 2. – Väter in der Gefangenschaft 10, vermisste und verschollene Väter 3. – Zahl der Mütter, die jetzt zur Arbeit gehen als allein Ernährer 11, weil der Vater noch in Gefangenschaft ist 9. Erdbach hatte am 1. 11. 1946 ca. 600 Einwohner, davon Evakuierte 23, Neubürger (Vertriebene und Flüchtlinge) 92. Evangelisch waren 489, da­von 33 zugezogen, röm.-katholisch 94, davon 86 zugezogen, der Rest andere Christen. – Vor dem Krieg (17. 5. 1939) hatte Erdbach nur 470 Einwohner).
Soweit das Einwohnerverhältnis aus der Schulchronik. 1959 ist darin ver­merkt: Vielleicht ist es interessant festzuhalten, dass jetzt (Januar 1959) in Erdbach laufen: 2 Lastwagen und 18 Personenautos. An Fernsehgerä­ten sind in Betrieb 6 Stück. (Im Frühjahr 1960 sind es bereits 14 Fern­sehgeräte, 32 PKW und Kleinwagen, 2 Lastwagen und 4 große Traktoren).

Durch die lange Zeit in und nach dem Kriege waren an dem Schulge­bäude allerlei Reparaturen nötig. So hatte man schon 1962 die alte, völlig unbrauchbare Dampfheizung durch eine neue Zentralölheizung er­setzt. Nachdem im Juni 1966 der Dachstuhl der alten Toilette in der rechten, oberen Ecke des Schulhofs abgebrannt war, wurde in 1967 eine neue Anlage mit WC und Pausenhalle an das Schulgebäude ange­baut. Der Schulhof war geteert und mit einem Jägerzaun versehen worden, in den Räumen Waschbecken angebracht und alles gründlich renoviert. Die über 50 Jahre alte Schuluhr streikte 1968 und wurde durch eine neue ersetzt, die elektrisch angetrieben wird und nachts beleuchtet ist.

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Veränderungen am Schulsystem

Der bisherige Schulbeginn war immer im Frühjahr, wobei auch die Neuen eingeschult wurden. Dieser Zeitpunkt sollte nach einer Anordnung auf den Herbst verlegt werden. Deshalb gab es 2 Kurzschuljahre: das erste vom 1. April 1966 bis 30. November. Das zweite dann vom 1. Dezember 1966 bis zum 31. Juli 1967.

Bisher gab es in Erdbach 2 Schulklassen mit 2 Lehrern, die Unterstufe mit den Schuljahren 1-4, die Oberstufe vom 5.-8. (9.) Schuljahr. Weil aber die Oberstufe zu wenig Schüler hatte (1966 nur 21 Kinder), wurde sie aufgelöst und diese Schüler mussten ab Ostern 1966 nach Schönbach zur Oberstufe. Sie fuhren mit der Bahn dorthin.

In den letzten 7 Jahren wurden von Erdbach jährlich durchschnittlich 42% des 4. Schuljahres auf weiterführende Schulen geschickt (Realschu­le und Gymnasium Herborn), ein Zeichen dafür, dass auch in einer kleinen Schule gearbeitet und etwas geleistet werden kann.

Soweit der Auszug aus der Chronik. Der 2. Lehrer H. H. Stippich kommt von Erdbach nach Herborn.

Die Schulform wird nochmals geändert. Die Grundschulen, welche die Messzahl von 50 Schülern nicht erreichen, werden in Mittelpunktschulen zusammengefasst. Dafür wird in Schönbach auf der Viehweide an der Straße nach Roth die „Pestalozzi“-Schule gebaut. Unterhalb des großen Schulgebäudes ist im Kellergeschoß ein strahlengeschütztes Notkranken­haus für 500 Patienten untergebracht.

Im Herbst 1968 wurde diese Mittelpunktschule eingeweiht. Dorthin gehen nun die Hauptschulen (früher Oberschule, 5.-9. Schuljahr) von Erdbach sowie von Schönbach und Roth.

Die Erdbacher Grundschule (bis 4. Schuljahr) kam mit 35 Schülern nicht mehr an die Messzahl von 50 und wurde 1969 aufgelöst. Die Erdbacher Schüler der Grundschule sowie die von der Hauptschule, bisher in Schön­bach, fahren ab September 1969 mit der Bahn oder in Schulbussen zur Mittelpunktschule „Ambachtal“ nach Burg. Lehrer H. Wiedenbeck wurde nach Uckersdorf versetzt.

Das war das Ende der Erdbacher Schule.

Quelle: Kleine Ortschronik von Erdbach – Anläßlich der 750 Jahr Feier