Feldarbeit statt Spiel

Es waren damals die Jahre, in denen die Landwirtschaft noch in der Blüte war. In je­dem Stall standen mindestens eine Kuh und ein Schwein. Da war noch Handarbeit gefragt. Von wegen Traktor mit Heu­wender und Kartoffel-Setzmaschine! So kam man dann mit­tags von der Schule und hatte sich unterwegs schon mit den anderen Schülern verabredet. Am liebsten wurde im »Ahle«, einem ehemaligen Steinbruch, Fußball gespielt. Oder man spielte in den Steinkammern »Indianer«. Und dann kam es oft knüppeldick. Lag doch da­heim auf dem Küchentisch der Zettel: »Das Essen steht auf dem Herd. Komm nach >Binnjesholz< zum Heumachen!« Aus der Traum vom Fußball­spielen. Da half alles nichts. Zu Fuß ging es kilometerweit mit dem Rechen auf dem Rücken zum angegebenen Ort. Zeit genug, seinen Frust abzu­reagieren, hatte man ja. Im Naturkundeunterricht pflegte unser Lehrer gerne mit der ganzen Klasse einen Spa­ziergang zu machen. So lernte man »Natur pur«. Da wussten die Schüler noch, was ein Bu­schwindröschen oder ein Tau­benkropf-Leimkraut war. Bei solchen Erkundungsgängen wurde gleich auch das einge­übte Morse-Alphabet auspro­biert. Gegenüber auf Berghän­gen stehend wurde sich mit einer Trillerpfeife etwas zugemorst, das dann die andere Seite aufschreiben musste. Ihr Erdbacher, erinnert ihr euch noch?

Quelle: Zeitungsgruppe Lahn Dill, Autor: Gerd Werner, Erdbach