In der großen Pause fand dann die große Fütterung der hungrigen Schüler statt. Da kamen dann die Mütter und Omas und trugen auf ihren Händen und Unterarmen lange »Rimmdonge mit Quetschehoink« und ein »Käppche Kakau«. Manche waren da richtige Balancekünstler. Und bei der Gelegenheit wurde so mancher Dorfklatsch untereinander gehalten. So eine Art »Nachrichtendienst«, es gab ja noch kein Mitteilungsblatt in der Gemeinde. In Erinnerung ist mir, dass ich einmal dabei war, als es im Rechnen Fünfen zu verteilen gab. Da saß einem die Angst im Nacken, wenn man an das »Gewitter« von zu Hause dachte. Was tun? Da wusste ich Rat. Heute war ja meine Oma im Backes beschäftigt, um leckere Bauernbrote zu backen. Ein Glück! Nach Beendigung der Schule eilte ich zur Oma. Ich beichtete ihr von meinem Malheur. Und Omas fackeln da nicht lange: Sie machte sich sofort mit auf den Weg nach Hause. Nach dem Offnen der Haustüre rief sie laut nach oben: »Änne, schlo mir jo den Jong net!« Damit war ich fürs erste gerettet. Wie gut, dass es Omas gibt!
Quelle: Zeitungsgruppe Lahn Dill, Autor: Gerd Werner, Erdbach