Quetschehoink aus dem Kupferkessel war am besten.

Die Herbstzeit, wenn der „Quetschenniwwel“ über den Niederungen der Täler sich schier festzubeißen drohte, war auch die Zeit des selbst zubereiteten „Quetschehoinks“. Allerorts waren an den Baumgrundstücken die langen Leitern an die Obstbäume angelehnt, als si­cheres Zeichen für die Ernte­zeit. Um die Häuser herum stan­den auch etliche „Quetschebeem“. konnte man doch die­ses Steinobst mehrfach ver­wenden. Zum einen wurde daraus Dörrobst gemacht. Die Quetschen trocknete man solange, bis keine Feuchtigkeit mehr vorhanden war. Vor allem beim Schlachtfest wurde Dörrobst, bestehend aus Quetschen und Apfel­stücken, gereicht. Zum ande­ren wurden die Quetschen eingemacht – mit oder ohne Stein – und bereicherten den Kuchenzettel als Beigabe zum Kartoffelbrei mit Blutwurst.

 

Fröhliches Entkernen

Doch die Verwendung der Quetschen für den beliebten „Quetschehoink“ überwog. Nach dem Pflücken wurden sie von fleißigen Händen entkernt. Das war schon ein Erlebnis, wenn die Runde der „Quetschekernerinnen“, erweitert um einige Nachbarin­nen, bei fröhlichem Geplau­der ihre Arbeit verrichtete.

Zeitungen als Schutz

So mancher Eimer Inhalt wurde dann gewaschen in den vorher angeheizten, mit etwas Wasser gefüllten Kup­ferkessel in der Waschküche geschüttet. Die kalkgeweißten Wände des Raumes wa­ren freilich vorher mit Zei­tungen behängt worden, da­mit keine Spritzer an die Wände gelangen konnten.

Und dann war „Rührzeit“. Mit dem „Hoinkmenger“ mussten sich die Frauen und Männer stundenlang am Kes­sel aufhalten und rühren, rühren, rühren. Nach all der Arbeit den „Quetschehoink“ anbrennen lassen – nein, das wollte niemand. Nach sechs bis zehn Stunden brodelte es im Kessel, der „Hoink“ zog Blasen.

Wie aber konnte man fest­stellen, ob der „Quetschehoink“ gekocht war? Nun, da gab es einerseits die Möglichkeit, den „Hoinkmenger“ senkrecht in die braune Masse zu stellen. Blieb er stehen, war der „Hoink“ fertig. Andererseits wurde, mit der Handfläche die Probe unterhalb des Kessels gemacht. Konnte man die Unterseite anfassen, ohne sich die Hand zu ver­brennen, war der „Quetschehoink“ gut.

Das Mus konnte nun in blaugraue irdene Deppe“ umgelullt werden. War der „Hoink“ in diesen „Hoinkdeppe“ erkaltet, wurde obenauf Butterbrotpapier gelegt und das ganze mit einem Gummi­ring verschlossen.

Kerne als Indiz

Die „Quetschekern“, die beim Entkernen angefallen waren, streute man vielerorts zwischen den Häusern von zwei Verliebten. So konnte jeder im Dorf am nächsten Morgen sehen, wer dem­nächst vor den Traualtar tre­ten würde. Reichten die Ker­ne nicht aus, weil der Weg zu lang war, benutzte man auch Sägemehl oder Asche.

Im Winter wurde der „Quetschehoink“ als beliebter Brot­aufstrich mit sichtlichem Vergnügen gegessen, ob auf frischem selbst gebackenem Bauernbrot oder aber auf „Riesendonge“. Und war der „Hoink“ ein wenig eingedickt, wurde er mit einem Schuss schwarzem Kaffee wieder verdünnt.