Als die Frau des Erdbacher Dorfschullehrers die Jungs aus dem Klassenzimmer zum Teppich klopfen abkommandierte
Lang, lang ist’s her, die Zeit, in der Habichts Fritz das Zepter in der Erdbacher Schule schwang. Um es vorweg zu sagen, er hat seine Sache gut gemacht. Das wird ihm auch heute noch von Ehemaligen bescheinigt. Doch nun der Reihe nach. Der gebürtige »Dillenburger Jung« kam 1947 als Junglehrer an die Dorfschule. Er integrierte sich gleich in die Dorfgemeinschaft und war lange Jahre in den örtlichen Vereinen verantwortlich tätig.
Morgens maßten, nach einem genau festgelegten Plan, zwei Schüler um Viertel vor acht in der Schule erscheinen, um die Glocke zu
läuten. Dabei passierte es öfters, dass man im Übermut durch den von der Glocke erzeugten Schwung mitsamt dem Tau in die Höhe gerissen wurde. Der weite Schall der Glocke weckte manchen Spätaufsteher, der es dann (ungewaschen) gerade noch schaffte, rechtzeitig zum Unterricht zu erscheinen. Die Schule war in eine Unter- und eine Oberstufe eingeteilt. Nach der Pensionierung von Albert Werner im Jahre 1959 wurde Fritz Habicht zum Hauptlehrer befördert. Dadurch hatte ein Jahrgang, dem ich auch angehören durfte, das Glück (ja wirklich!), acht Jahre bei demselben Lehrer die Schulbank zu drücken.
Während des Unterrichts passierte es dann öfters, dass die Ehefrau des Lehrers den Wunsch hatte, sich von einem Schüler den Teppich im Garten klopfen zu lassen. Da waren dann alle Jungs bereit zu helfen. Es war keinesfalls eine Bestrafung, sondern eine Belobigung, diese Arbeit tun zu dürfen. Ich habe auch manchen Teppich »behauen«, so dass er wieder sauber seinen Zweck erfüllen konnte.
Quelle: Zeitungsgruppe Lahn Dill, Autor: Gerd Werner, Erdbach