Debbschelange

In vielen Orten war es üb­lich, dass die jungen Leute bei denjenigen, die geschlachtet hatten, das » Debbsche langten«. Da wurde ein ausrangier­ter Blechtopf genommen und am Abend in den steinernen Flur gescheppert. Durch den‘ Krach wurden die beim Schlachtessen Sitzenden auf­merksam auf das Begehren der Dorfjugend. Und da gab es dann gewaltige Unterschiede im »Beschicken« der Töpfe. Die einen waren sehr großzü­gig und füllten den Topf nur zu einem Viertel mit Kartoffeln und  Sauerkraut, der andere Teil war mit Wellfleisch und Leber- und Blutwurst ange­füllt. Da lohnte sich das »Debbschelange«. Andere hin­gegen füllten den Topf gerade im umgekehrten Verhältnis. Da waren die jungen Leute ganz schön sauer.

In Breitscheid hat sich fol­gende Geschichte abgespielt: Die blauen Schmalzdebbe wurden nach dem Säubern auf dem Gartenzaun aufgehängt. Diese Debbe benutzte man dann zum »Debbschelange«, und einmal, da hatten die jun­gen Leute ein Haus erwischt, dessen Bewohner nichts von solchem Mitessertum hielten. So wurde dann das Debbsche kurzerhand mit einem Fußtritt an die frische Luft befördert. Die so Verärgerten schepper­ten das nächste Debbsche in den Flur, am Gartenzaun hin­gen ja genug davon. Der missgünstige Hausvater bemerkte zu spät, dass er seine eigenen für den Schmalz so dringend benötigten Schmalzdebbe selbst zerdeppert hatte. So ein Pech aber auch!

Quelle: Zeitungsgruppe Lahn Dill, Autor: Gerd Werner, Erdbach